Nimbostratus an der Schanze Winterberg
© Wetterportal Sauerland
Löwenzahn vor dem Astenturm
© Wetterportal Sauerland
Mildes und schneefreies Winterwetter an der Hunau
© Wetterportal Sauerland
Klimawandel im Sauerland
Was bringt uns die globale Erwärmung ?

Wie schon in den vorherigen Kapiteln angeklungen ist das Klima des Sauerlandes im Wesentlichen durch den Atlantischen Ozean geprägt, welcher Extreme wie sie in kontinentalen Gebieten auftreten, dämpft. Man nennt unser Klima in der Fachsprache daher maritim gemäßigt. Die Sommer sind vergleichsweise kühl, die Winter recht mild, feucht und wolkenreich. Erst ab einer gewissen Höhe kann man mit einer längeren Schneedecke rechnen.

Da es in der Region mit dem Kahlen Asten lediglich eine Wetterstation mit einer langen Meßreihe gibt, muss man die Betrachtungen zur lokalen Klimaentwicklung des Sauerlandes vor allem auf diesen Ort stützen. Das aktuelle Wetter kann in einem Gebirge sehr unterschiedlich sein, über ein ganzes Jahr und erst recht über noch längere Zeiträume gemittelt lassen sich dessen Daten aber gut auf größere Gebiete hochrechnen.

Die Graphik zeigt die Entwicklung der Abweichungen zur Jahresdurchschnittstemperatur auf dem Kahlen Asten seit 1926. Der Mittelwert, der mit der „0-Linie“ gleichzusetzen ist, belief sich dabei auf eine Temperatur von 4,9°C und bezieht sich auf die Jahre 1961-1990. Deutlich zu erkennen ist der ansteigende Trend, welcher seit Ende der 1980er-Jahre besonders ins Auge sticht. Seit diesem Zeitpunkt hat es im Sauerland nur noch zwei Jahre, 1996 und 2010, gegeben, die kälter waren als das oben genannte Mittel und die wärmsten Jahre traten alle seit 1989 auf.

Die allgemeine Temperaturentwicklung des Sauerlandes passt daher recht gut in den globalen Erwärmungstrend und ist daher auch in unserer Region unbestritten. Es stellt sich nun die Frage wann und wie wir diese Erwärmung bereits heute spüren. Regnet es eventuell mehr wie früher, scheint die Sonne häufiger, liegt weniger Schnee und wird es überhaupt über alle Jahreszeiten konstant wärmer ?

Um diese Fragen zu klären wollen wir die beiden Jahreszeiten Sommer und Winter im Detail betrachten. Neben der Temperaturentwicklung schauen wir dazu in der warmen Jahreszeit vor allem auf die Entwicklung der Sonnenscheindauer und im Winter insbesondere auf den Schnee.

Abb. 2/ Vor dem 2. Weltkrieg mussten zugewehte Straßen auf den Höhen des Sauerlandes oft noch von Hand befreit werden. Oft war man hier tagelang im Einsatz und trotzdem konnte die Straße kaum freigehalten werden. Sicher ist diese intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Wetter ein Grund dafür, dass vor allem die Winter oftmals als kälter und schneereicher beschrieben wurden als sie tatsächlich waren.

Abb. 3 / Die warme Jahreszeit 2003 war im Sauerland der bisher heißeste Sommer. Besonders Anfang August reihten sich zahlreiche heiße Tage aneinander, dies war insbesondere auf unseren Bergen ungewöhnlich. Diese kannten Temperaturen von mehr als 30 Grad bisher nur aus Erzählungen. Die absoluten Spitzentemperaturen wurden mit dem 25. Juli 2019, dem bisher heißesten Tag in der Sauerländer Wettergeschichte, noch gebrochen.

Abb. 4 / Orkan Kyrill, der das Sauerland am 18. und 19. Januar 2007 heimsuchte, war wohl der folgenreichste Sturm in der jüngeren Geschichte der Region. Vor allem die Fichtenwälder der Region wurden sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Trockenheit der Sommer 2018-2022 und die Borkenkäferkatastrophe haben unsere Fichten einen weiteren großen "Schlag" erlitten.

Der Sommer

Rudi Carrell sang Ende der 1970er Jahre: „Wann wird es mal wieder richtig Sommer ?“. Seine Frage hatte durchaus einen klimatologischen Hintergrund. Denn schauen wir uns die Temperaturabweichungen während der drei Monate Juni, Juli und August an (Abb. 4) so erkennt man, dass die kälteste Sommerphase der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts rund um das Jahr 1980 lag.

Dies war man aus den 50er- und 60er-Jahren nicht gewöhnt, denn um diese Zeit hatte es einige schöne und warme Sommer gegeben. Anscheinend hat das musikalische Flehen auch geholfen, denn schon mit dem sehr warmen Juli 1983 endete die graue Phase und in der Folge wurden die Monate Juni, Juli und August konstant wärmer. Seit Anfang der 1990er-Jahre sind uns Sommer, die früher als kalt empfunden wurden kaum noch bekannt und so datiert die letzte unternormale „warme Jahreszeit“ aus 1993, liegt also schon mehr als 30 Jahre zurück.

Vermehr treten  Monate auf, die eine nahezu konstant hochsommerliche Prägung haben. Gut in Erinnerung bleibt uns dabei der Hitze-Sommer 2003, der „Sommermärchen-Juli“ 2006 und der extrem trockene Sommer 2018. Der Juli 2006 bis heute mit einer positiven Abweichung von +6,0 °C der wärmste aller Monate in der Meßreihe des Kahlen Astens.

Was interessiert uns am Sommer neben ausreichend warmen Temperaturen außerdem noch? Die Regenmenge eines Sommermonates lässt über dessen Charakter kaum eine relevante Aussage zu. Warum ?

Im Gegensatz zum Winter, wo die Niederschläge vor allem durch Niederschlagsfronten ausgelöst werden und über lange Zeiträume niedergehen, kann im Sommer schon ein einzelnes kräftiges Gewitter innerhalb nur einer Stunde 50 Liter Regen oder mehr bringen. An solch einem Gewittertag scheint oft noch stundenlang die Sonne bevor sich größere Quellwolken bilden und letztendlich ein Gewitterguss niedergeht. Will sagen: Auch ein sonniger und warmer Sommer kann u.U. große Regenmengen bringen.

Die Anzahl der Sonnenstunden lässt sich allerdings nicht so leicht „manipulieren“. Ist der gelbe Fixstern also nur selten zu erblicken, war der gesamte Monat in der Regel auch eher unfreundlich. So zeigt Abb. 5 die Abweichung der Sonnenstunden zum Durchschnitt 1961-1990. Sofort ins Auge stechen hier die große Schwankungen und im Gegensatz zu den Temperaturen kaum ein Trend in irgendeine Richtung. Einzig die bereits erwähnte „Rudi-Carell-Phase“ Ende der 1970- und Anfang der 1980er-Jahre fällt auf. In diesem Zeitraum hatten ganze 16 Sommermonate in Folge weniger Sonnenschein wie üblich.

Was bleibt als Fazit ? Die Sommer-, und übrigens auch die hier nicht näher behandelten Frühlingsmonate werden anders wie in den oft klagenden Medien oft zu hören ist bei uns eindeutig wärmer. Beim Sonnenschein ist kein klarer Trend auszumachen.

Der Winter

Der Winter ist die Jahreszeit, die bei uns im Sauerland besonders genau im Auge behalten wird wenn es um das Thema Klimawandel geht. Der Grund ist ganz einfach: Mit Höhen von 600 bis 840 m in den Kammlagen liegt die Region klimatisch gesehen oft an der Grenze zwischen Schnee und Regen und damit zwischen weiß und grün. Auch geringfügige Temperaturänderungen können für vollkommene unterschiedliche Verhältnisse in der Wahrnehmung sorgen. Dies ist bei den anderen Jahreszeiten nicht der Fall, denn wer merkt schon, ob der Herbst nun eine Durchschnittstemperatur von 5 oder 7°C hatte. Direkt sichtbar ist dies im Gegensatz zum Winter kaum.

Schauen wir uns wie schon beim Sommer auch hier den Verlauf der Temperaturabweichungen vom Normalwert der Jahre 1961-1990 an. Es fällt auf, dass der Anstieg der Temperatur hier deutlich gemäßigter verlief. Während das Mittel des gesamten Jahres sowie insbesondere das Mittel der Sommer um rund 1°C oder sogar etwas mehr angestiegen ist, sind die Winter zum Beginn der dargestellten Periode nur etwa 0,5°C kälter wie die der letzten zehn Jahre. Verfolgt man die schwarze Trendlinie so wird vielmehr eine leichte Wellenbewegung sichtbar, welche ihre „Wellenberge“ etwa Mitte der 1970er-Jahre und Mitte der 1990er-Jahre hat. Davor und dazwischen, also in den 60er- und 80er-Jahre waren die Winter kälter. Auch vom letzten markanten Wellenberg ist eine leichte, wenn auch nicht allzu deutliche Abwärtsbewegung in die heutige Zeit auszumachen.

Was kann der Grund dafür sein, dass sich im Winter nicht der klare Aufwärtstrend wie während des Sommers zeigt? Die Antwort hierauf ist sehr schwierig, da eine praktisch unzählbare Menge an natürlichen Faktoren die Entwicklung unserer Winter prägt. Hinzu kommt der Mensch als Einfluss nehmender Faktor. Erinnert sei jedoch an die im letzten Abschnitt beschriebene Westwindströmung (NAO, Abb. 3), die mal stärker und mal schwächer ausgebildet ist und deutlichen Einfluss auf Aktivität der Sonne und die noch nicht vollkommen verstandenen Wirkungen, die das schmelzende Eis der Arktis auf unser Winterklima hat.

Ebenfalls zu erkennen sind die angesprochenen „ Wellen“ in Abb. 5, wo die jeweiligen maximalen Schneehöhen der Winter auf dem Kahlen Asten aufgetragen sind. Das besondere ist, dass die Messungen bis ins 19. Jahrhundert, genauer ins Jahr 1887 zurückreichen. Die schneereichste Zeit der vergangenen 125 Jahre findet sich um die Mitte des Jahrhunderts als das 5-jährige-gleitende Mittel (schwarze Linie) mehrmals die 100 cm-Marke überschritt. Davor und danach waren die Mengen allgemein geringer und rund um das Jahr 1900 erreichten sieben Winter in Folge nicht einmal für einen Tag eine Schneehöhe von 50 cm. Dies ist danach bis heute nicht mehr aufgetreten.

Ein Resümee

„Prognosen sind schwer – vor allem wenn sie die Zukunft betreffen“. Dieses viel sagende Zitat hatten wir bereits ein einem der vorherigen Kapitel genutzt und wir können es auch hier bei der Betrachtung der Sauerländer Entwicklung gebrauchen.

Der Klimawandel im Allgemeinen ist ein Prozess den es grundsätzlich bereits hunderte Male in der Erdgeschichte gegeben hat. Das Besondere an den aktuellen Vorgängen ist, dass der Mensch das erste Mal seine Finger im Spiel haben könnte und es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch hat. Eine weitere Erwärmung der globalen Mitteltemperatur in den kommenden Jahrzehnten ist damit sehr sicher. Es stellen sich allerdings Fragen inwiefern dieser Prozess in allen Erdteilen gleich schnell abläuft und ob er sich in allen Jahreszeiten ähnlich auswirkt.

Zudem ist es bei einem Teil der Wissenschaft höchst umstritten, ob es der Mensch mit seinem Wirken schafft, die weiterhin ablaufenden natürlichen Faktoren (Aktivität der Sonne, Veränderungen von Meeres-, und Luftströmungen etc.) so deutlich zu überlagern, wie es das IPCC in seinen Berichten aufzeigt.

Die durchaus unterschiedlichen Trends der Jahreszeiten im Sauerland können ein Indiz dafür sein, dass eine kontinuierliche Erwärmung in Zukunft eher nicht zu erwarten ist. Vielmehr ist es bei der Vielzahl der Einfluss nehmenden Faktoren wahrscheinlicher, dass sich kältere Jahre mit warmen Jahren abwechseln unterlagert von einem langfristig ansteigenden Trend. Extremereignisse wie das am Weißen Sonntag des Jahres 1936 (19. April), als bis in tiefe Lagen mehr als 50 cm Neuschnee fielen  oder auch kalte Winter, in denen die Seen des Sauerlandes zufrieren, werden genauso wie heiße Sommer und schneearme Winter so auch in Zukunft auftreten können.

Unsere Partner
Kontakt | Datenschutz | Impressum | Cookie-Einstellungen