Kalter Apriltag mit Schnee auf den Bergen
© Wetterportal Sauerland
Schauerwolke über Hallenberg
© Gerhard Kobbeloer
Aufziehender Schneeschauer im März bei Hoheleye
© Wetterportal Sauerland
Sauerländer Extreme
Von der Ruhrquellenhütte bis nach Leitmar

Im Sauerland gibt es keine Hurrikans, keine Dürreperioden und trotz unserer Skiregionen ersticken wir nur selten in meterhohem Schnee oder laufen Gefahr uns Erfrierungen einzufangen. Unser Klima ist im Allgemeinen recht ausgeglichen. Langweilig ist es jedoch keineswegs, gibt es doch Ecken in unserer Region, die kälter, trockener, sonniger und schneereicher als andere sind.

Die Temperatur

Wir alle wissen: Wenn es nach oben in die Berge geht wird es kälter. Dieser physikalischen Grundregel können wir uns auch im Sauerland nicht entziehen. Der im Jahresdurchschnitt kälteste Ort ist der Langenberg. Trotz seiner im Vergleich zum Kahlen Asten fast identischen Höhenlage (841 m zu 843 m) ist es dort etwas kälter als auf dem „Vater der Sauerländer Berge“. Der Grund sind die tieferen Werte in sternenklaren Nächten, die durch die Messungen auf dem Langenberg seit Dezember 2007 festgehalten werden konnten. Die Differenz beträgt aber aufs ganze Jahr gesehen weniger als 0,1°C.

Eine besondere Erwähnung verdienen die Orte, an welchen sich bei sternenklarem Himmel und schwachen Wind die stärksten Temperaturinversionen bilden. Dies sind Täler, in denen sich aufgrund ihrer günstigen Formung viel Kaltluft halten kann. Eine besondere Erwähnung verdient hier das Edertal bei Erndtebrück, welches zwar nicht im Sauerland sondern in Wittgenstein liegt, aufgrund seiner außergewöhnlichen Temperaturen aber hier mit aufgeführt werden soll. Nur zwei Werte seien hier genannt. Am 07. Februar 2012 sank das Quecksilber auf -24,2 °C und selbst im Hochsommer  am 25. Juli 2010, wurden hier -0,1 °C gemessen.

Noch kälter kann es an der Ruhrquellenhütte bei Winterberg werden. Im Jahr 2013 war es nur im Juli gänzlich frostfrei, ansonsten sank die Temperatur in jedem Monat mindestens zweimal unter den Gefrierpunkt. Im gesamten Jahr gab es hier 153 Frosttage, 15 mehr als auf dem Langenberg und 20 mehr als auf dem Kahlen Asten. Vermutlich können an keinem anderen Ort im Sauerland so viele Tage mit Frost verzeichnet werden. Seit August 2013 betreibt das Wetterportal Sauerland hier auch eine automatische Station.

Die trockenste Ecke

Ein Blick auf den Marsberger Ortsteil Leitmar. Ganz im Nordosten des Sauerlandes liegt das kleine Dörfchen im Schutz (Lee) des Rothaargebirges und es fallen im gesamten Jahr nur knapp 700 Liter Niederschlag, gerade einmal die Hälfte wie auf dem Kahlen Asten.

Täler mit einem flachen Gefälle, Muldentäler genannt, können in klaren und windstillen Nächten schnell auskühlen und sehr tiefe Temperaturen erreichen. Der kälteste Punkt der Region ist das Ruhrtal wenig unterhalb der Quelle, aber auch das Edertal bei Erndtebrück (Wittgenstein) und das Bremkebachtal bei Winterberg-Züschen (hier im Bild) gehören zu diesen Orten.

Die höchsten Berge halten viele Rekorde

Allein aufgrund der Höhenlage (hier der Astenturm) halten der Kahle Asten und der Langenberg als höchste Erhebungen des Sauerlandes mehrere Bestmarken. Hier gibt es die meisten Nebeltage und der Wind weht am stärksten. Mit rund 1400 mm Jahresniederschlag gehören die Berge wegen ihrer herausragenden Lage auch zu den regen- und schneereichsten Punkten.

Der Niederschlag

Regen und Schnee fallen immer dann besonders häufig, wenn ein Ort vor einem Gebirge liegt, welches quer zur vorherrschenden Windrichtung aufragt. Die Luftströmung trifft auf dieses Hindernis, ist gezwungen aufzusteigen, kühlt dabei ab und es entstehen Niederschläge.

Im Sauerland kommt der Wind meistens aus West bis Südwest und von hier kommen auch die niederschlagsträchtigen Wolken des Atlantiks. So überrascht es nicht, dass die Orte mit dem meisten Regen und Schnee im Südweststau des Rothaargebirges liegen. Auf der Nordhelle und in den vorgelagerten Orten Meinerzhagen, Drolshagen und Kierspe fallen etwa 1500 mm Niederschlag im Jahr. In Deutschland sind nur der Oberharz, der Hochschwarzwald und das direkte Alpenvorland noch feuchter.

Ein zweiter Schwerpunkt ist rund um die Wittgensteiner Gemeinde Erndtebrück zu finden. Hier ist es also nicht nur sehr kalt in sternenklaren Nächten, sondern auch nasser als anderswo. Rund 1400 mm zeigt der Regenmesser am Ende des Jahres im Durchschnitt an. Nur minimal mehr Niederschlag fällt dort, wo man es eigentlich erwartet: Auf dem Kahlen Asten. 1453 Liter pro Quadratmeter fielen hier in der offiziell herangezogenen Vergleichsperiode 1961-1990 im Durchschnitt vom Himmel. Das feuchteste Jahr war Übrigens 1974 mit über 2000 mm, das trockenste 1959 mit nur wenig mehr als der Hälfte.

Entsprechend der Erklärung zu Beginn liegen die trockensten Orte der Region im Regenschatten des West-, bis Südwestwindes hinter dem Rothaargebirge. Nach dem Überqueren der Berge sinkt die Luftströmung herunter und trocknet dabei ab. Besonders hervor tun sich dabei die Medebacher Bucht mit knapp 800 mm Jahresniederschlag und die Region um Marsberg ganz im Nordosten. Der trockenste Ort des Sauerlandes ist Marsberg-Leitmar. Hier fällt mit knapp 700 mm nicht einmal die Hälfte wie auf dem Kahlen Asten.

Der Sonnenschein

Dieser Wetteraspekt schließt direkt an den Niederschlag an. Denn: Dort, wo es viel regnet und schneit muss es auch oft bewölkt sein und damit recht selten die Sonne scheinen. So ist es im Sauerland vor allem der direkte Rothaarkamm, der im Jahresverlauf die wenigsten Sonnenstrahlen erlebt. Im langjährigen Mittel summieren sich diese auf dem Kahlen Asten auf etwa 1350 Stunden, einen Wert, der im Deutschland-Vergleich zusammen mit den Höhen des Thüringer Waldes und des Harzes (Brocken) das Schlusslicht bildet. Diese Gebirgskämme sind die ersten Hindernisse , die sich der feuchten Meeresluft aus dem Westen in den Weg stellen, und so hängen die Wolken hier oft länger fest wie anderswo. Schon unweit des Kammes, z.B. in Winterberg und Schmallenberg ist die Sonnenscheindauer aber bereits 100-150 Stunden höher. Aber auch die höchsten Berge haben insbesondere bei winterlichen Inversionswetterlagen oder dem Sauerland-Föhn durchaus ihre sonnigen Reize.

Im Regenschatten des Rothaargebirges, der Medebacher Bucht sowie ganz im Nordosten rund um Marsberg, können rund 30 % mehr Sonne registriert werden wie auf dem Kahlen Asten. Kommt der Wind aus Westen oder Nordwesten erlebt man bei der Fahrt vom Gebirgskamm nach Medebach daher sehr oft ein sehr kontrastreiches Wetter. Aufgrund ihres vergleichsweise trockenem und sonnigem Klima nennt man die Medebach Bucht auch die „Toskana des Sauerlandes“.

Die weiße Pracht

... hält sich dort am längsten wo sie vor Sonne, Regen und vor allem dem milden Westwind geschützt ist. Außerdem ist die Höhenlage natürlich ein wichtiger Faktor. Der Nordhang des Kahlen Astens vereint all diese Kriterien. Hier ist es deutlich länger weiß wie anderswo.

Der wärmste Ort

llein aufgrund seiner geringen Höhenlage von teils weniger als 200 m ist Arnsberg in der Regel der wärmste Ort des Sauerlandes.

Der Schnee

Wie bereits im Artikel „Wie fällt der Schnee“ erläutert, folgt auch das weiße Element ganz bestimmten Grundregeln. Die eingängigste und wichtigste, die Höhenlage, bestimmt daher auch die großräumige und durchschnittliche Verteilung der Schneedecke. Man kann also ganz grob sagen: Je weiter man nach oben kommt, desto größer ist die Chance auf eine hohe und zugleich ausdauernde Schneedecke. Die Kämme der Willinger Berge (Ettelsberg, Langenberg), der Hunau, der Ziegenhelle und des Kahlen Astens sind somit die schneesichersten Orte des Sauerlandes. Hier kann man in einem durchschnittlichen Winter rund 100 Schneetage erwarten, im Winter 1969/70 lag hier sogar von Ende November bis Mitte Mai eine Schneedecke und am 09. März erreichte diese die bisherige Rekordhöhe von 239 cm.

Schaut man sich diese Orte genauer an, können sich im Detail aber auch hier noch große Differenzen ergeben. An den Nord- und Osthängen hält sich der Schnee aufgrund der vor Sonne, Wind und Regen geschützten Lage wesentlich länger als auf gleicher Höhenlage der West-, und Südseite. Vor allem zum Ende eines Winters können sich hier Unterschiede von einem halbem Meter und mehr ergeben.

Am seltensten sieht man die weiße Pracht im Sauerland im unteren Ruhrtal rund um Meschede und Arnsberg. Hier reicht die Höhenlage von weniger als 300 m oft nicht aus, dass die aus Richtung Westen aufziehenden Niederschläge als Schnee fallen können.

Unsere Partner
Kontakt | Datenschutz | Impressum | Cookie-Einstellungen