Wie fällt der Schnee ?von Nordseiten und Westwinden


Auf den ersten Blick erscheint die einleitende Frage etwas merkwürdig. Man fragt sich wie man her zu einer Erklärung kommen kann. Wann soll man anfangen und vor allem wo ?

Zur Vereinfachung schauen wir uns das Bild unten an. Es entstand am 11. März 2012 am Nordhang des Kahlen Astens und ergibt nach Erfassung per Körpermaß eine Schneehöhe von ca. 80 cm. Noch nichts Besonderes will man meinen, ist doch eine solche Schneehöhe zu dieser Jahreszeit in den Hochlagen des Sauerlandes durchaus normal. Interessant wird dieses Bild erst mit der Information, dass zur gleichen Zeit auf der Südseite des Berges in ähnlicher Höhenlage lediglich Schneereste lagen.

Anscheinend gibt es also Faktoren, die auch an räumlich sehr nahe beieinander liegenden Orten zu solch großen Differenzen führen können. Ihren Einfluss müssen diese Faktoren zwingend bei zwei Prozessen geltend machen: a) Dem Aufbau der Schneedecke, b) dem Schmelzen der Schneedecke. Entweder fällt auf der Nordseite also wesentlich mehr Schnee wie in gleicher Höhenlage auf  der südlichen Exposition oder der Schmelzprozess läuft dort langsamer ab.


Der Schneedeckenaufbau

Wenn Niederschlag, in unserem Fall Schnee, fällt , ist dies in Zusammenhang mit Tiefdruckgebieten zu bringen. Diese Tiefs führen in der Regel aus Westen oder Nordwesten feuchte Meeresluft mit sich, die aber im Sauerland in den meisten Fällen erst ab einer gewissen Höhenlage kalt genug für Neuschnee ist. Da zudem mit dem Durchzug von Tiefdruckgebieten praktisch immer auch Wind, also eine Durchmischung der Luftschichten verbunden ist, wird es überall mit zunehmender Höhe kälter. Temperaturinversionen können sich so nicht so leicht ausbilden.

Etwas vereinfacht kann man sagen, dass in 400 m Höhe überall im Sauerland (z.B. Brilon, Schmallenberg, Medebach) die exakt gleiche Temperatur gemessen wird. Hundert Meter weiter den Berg hinauf nimmt die Temperatur ziemlich genau um 0,6°C ab. Hundert Meter weiter ins Tal hinab (z.B Meschede) um 0,6°C zu. Diese Tatsache führt dazu, dass  auf derselben Höhenlage in der Regel auch eine ähnliche Schneehöhe angetroffen werden kann.  Es macht dabei kaum einen Unterschied, ob sich der Messort nun auf der Nord-, West-, Süd-, oder Ostseite eines Berges befindet. Entscheidend ist die Höhenlage.


Das Schmelzverhalten

So kann die Ursache für große Schneehöhenunterschiede nur in einem differenzierten Schmelzverhalten von Schnee in unterschiedlichen Expositionen liegen. Schauen wir uns die Faktoren, die Schnee zum Schmelzen bringen, etwas genauer an. Grundbedingung ist eine Temperatur die Schneeschmelze zulässt, also oberhalb des Gefrierpunktes liegt. Ist diese Bedingung erfüllt, kommen vier weitere Faktoren zum Tragen. Diese sind:

1)      Luftfeuchtigkeit

2)      Regen

3)      Windstärke und Windrichtung

4)      Sonneneinstrahlung


Diese gibt den Anteil an, mit dem die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt ist. Dabei kann warme Luft mehr Feuchte aufnehmen wie kalte Luft.

Je geringer der Anteil der Sättigung der Luft ist, desto tiefer wird der Schmelzpunkt des Schnees herunter gesetzt. Bei einer sehr geringen relativen Feuchtigkeit kann der Schmelzpunkt so weit herunter gesetzt werden, dass der Schnee auch bei positiven Temperaturen nicht schmilzt. Dieser Faktor kann also ein wichtiger für die Entwicklung der Schneedecke sein. In einer lokalen Umgebung, wie der Nord- und Südseite eines Berges, sind die Unterschiede der Luftfeuchtigkeit so gering, dass er in diesem Fall vernachlässigt werden kann.

Anteil am gesamten Schmelzprozess: ca. 10 %

Natürlich gehört auch der Regen als flüssige Niederschlagsform zu den Schneeschmelzfaktoren. Zum einen kurbeln die Tropfen an sich durch ihre Temperatur oberhalb des Gefrierpunktes den Schmelzprozess an. Zum anderen wird durch den Druck des Aufpralls Wärme erzeugt, die die Schneekristalle zusätzlich zum Schmelzen bringt. Je stärker der Regen je größer ist auch der Druck und je mehr Schnee wird zum Schmelzen gebracht.
 
Anteil am gesamten Schmelzprozess: ca. 25 %
Besonders wirksam: Westseite

Der Faktor Wind ist ein sehr wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste der hier erläuterten Prozesse. Dabei gilt:  Je kräftiger der Wind weht, desto mehr Schnee schmilzt. Denn: Der Wind übt einen Druck auf die Schneedecke aus, wodurch Wärme produziert wird, die den Schnee wiederum zum Schmelzen bringt. In Tauwetterphasen kommt der Wind im Sauerland meist aus westlicher bis südwestlicher Richtung und führt milde Luft vom Atlantik heran. Trifft diese Luftströmung nun auf die Westseite eines Berges, steigt der Druck auf die Schneedecke an und es wird Wärme erzeugt.  Die windabgewandte Nord-, und Ostseite liegt im Schutz des Berges und so ist der Wind schwächer und der Wärmeeintrag geringer. Der Schnee schmilzt wesentlich langsamer.

Anteil am gesamten Schmelzprozess: ca. 40 %

Besonders wirksam: Südwestseite

Die Sonne ist der Motor des allgemeinen Wettergeschehens und hat somit natürlich auch einen Einfluss auf den Schmelzprozess des Schnees. Allerdings ist ihr Einfluss in unserer Region im Verhältnis zu den anderen genannten Faktoren eher gering. Der Grund hierfür ist eigentlich ein trauriger, denn die Sonne scheint im Sauerland in einem durchschnittlichen Winter wesentlich seltener wie beispielsweise in den Alpen. Wenn sie es dann doch tut, wird sie erst im Februar und März durch die größere Tageslänge und den steileren Winkel der Sonnenstrahlen wichtig. Erneut ist es die Nordseite eines Berges, welcher kein oder nur ein geringer Wärmeeintrag zugeführt wird. Die Südseite ist ihrem Einfluss dagegen besonders ausgesetzt.

 

Anteil am gesamten Schmelzprozess: ca. 25 %

Besonders wirksam: Südseite


Dies gibt die Abbildung 4 eindrucksvoll wieder. Der Winter 2011/12 war vor allem in der ersten Hälfte von einem ständigen Wechsel zwischen Neuschneefällen und Tauwetterphasen geprägt. Der Neuschnee fiel dabei meist nur oberhalb von 600-700 m Höhe und so konnte sich in tieferen Lagen, in der die meisten der Sauerländer Orte liegen, nur sehr selten eine Schneedecke ausbilden. In den höchsten Lagen, vertreten durch den Kahlen Asten und den Nordhang, schneite es immer mal wieder einige Zentimeter in miteinander vergleichbaren Mengen.

In den Tauwetterphasen reduzierte sich die Schneehöhe auf der Kuppe des Berges aber recht deutlich, während diese am Nordhang meist konstant blieb. Der Grund hierfür waren die oben beschriebenen Schmelzprozesse, die sich in der geschützten Lage nur eingeschränkt bemerkbar machten. Bis Anfang März konnte sich so der Unterschied immer größer werden und es entstand das Ausgangsbild (Abb.1), welches zu einem Zeitpunkt aufgenommen wurde an dem auf dem Kahlen Asten nur mehr Schneereste gemessen wurden.

Wenn sie also das nächste Mal um einen Berg fahren oder wandern und sie tauchen auf der Nordseite in eine andere Welt ein wissen sie warum.

Die Höhenlage

Die Höhenlage leistet einen wichtigen, allerdings bei weitem nicht den einzigen Beitrag zur Schneeverteilung. Im Bild (bei Medebach-Düdinghausen) sind die Bäume in der Gipfelregion der Hohen Pön noch schneebedeckt, im Tal aber grün.

Nordost/Südwesthang

An geschützten Nordhängen (Vordergrund) bleibt Schnee wesentlich länger liegen wie an frei liegenden Wiesen, die der Südwestwind voll erfassen kann (Hintergrund). Das Bild zeigt die sogenannte Knäppchen-Kurve bei Winterberg-Hoheleye.

Wind verfrachtet den Schnee

An geschützten Nordhängen (Vordergrund) bleibt Schnee wesentlich länger liegen wie an frei liegenden Wiesen, die der Südwestwind voll erfassen kann (Hintergrund). Das Bild zeigt die sogenannte Knäppchen-Kurve bei Winterberg-Hoheleye.

Empfindliche Schneekristalle

Vor allem feiner Pulverschnee (Aufnahme aus dem Februar 2012 bei -15°C) ist Tauwettereinbrüchen meist schutzlos ausgeliefert. In einer windigen und milden Nacht können durchaus 20-30 cm Schnee tauen.


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